Das Schlagwort Industrie 4.0 geistert derzeit durch die Medien. Doch was steckt dahinter?
Wir leben in einer Zeit des rasanten Wandels. Computer werden immer leistungsfähiger und sind heute in der Lage Aufgaben zu übernehmen, die noch vor einigen Jahren nur von Menschen durchgeführt werden konnten. Damit steht uns ein fundamentaler Wandel in unserer Arbeitswelt bevor. Die Forscher Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee vom amerikanischen MIT (Massachusetts Institute of Technology) sagen: „Die neuesten Entwicklungen der Computer und der digitalen Technologien werden für unsere mentalen Kapazitäten das bedeuten, was die Dampfmaschine einst für unsere Muskelkraft bedeutete“.
Und diesmal sind nicht nur die Fertigung und Fertigungsverfahren durch diese Entwicklungen betroffen, sondern auch die in Büros geleistete geistige Arbeit. Mit der exponentiell gesteigerten Rechenleistung ist es Computern heute möglich auch unstrukturierte Texte, Sprache, Bilder etc. zu verarbeiten und in Relation zu setzen. Damit wird es Computern möglich in kürzester Zeit z. B. Krebsdiagnosen auf Basis tausender Befunde zu stellen, für die Fachärzte mehrere Wochen gebraucht hätten, oder tausende Gerichtsurteile zu durchforsten, um das eine Grundsatzurteil zu finden. Damit werden auch Arbeitsplätze im Bürobereich in den nächsten 5 Jahren durch Digitalisierung verschwinden.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, können sich Unternehmen diesem Trend zur Digitalisierung im Bürobereich nicht verschließen. Bis diese neuen Entwicklungen voll zum Tragen kommen, müssen Unternehmen Ihre Organisation, Abläufe, Strukturen und Mitarbeiter auf die neuen Anforderungen in Produktion und Büro vorbereiten.
Mit der Digitalisierung wird die IT eine noch größere Rolle im Unternehmen und bei der öffentlichen Hand spielen. Daher sollte nicht versäumt werden diese Entwicklung gezielt zu planen, um nicht weitere Komplexität mit hohen Risiken und Kosten aufzubauen.
Definitionsgemäß ist es die Aufgabe der IT, sicherzustellen, dass die bereitgestellten Informationssysteme in effizienter, nachhaltiger und sicherer Weise zur Erreichung der Unternehmensziele beitragen. Daher ist eine systematische, zielgerichtete und ganzheitliche Ausrichtung der IT-Aktivitäten an aktuellen und zukünftigen Geschäftsanforderungen sinnvoll.
Verfahren dazu stellt die Unternehmensarchitektur zur Verfügung, die bereits in vielen Unternehmen und auch bei der öffentlichen Hand Anwendung finden. Untersuchungen des MIT haben gezeigt, dass bei gleichzeitiger Steigerung der Effizienz und Agilität des Business die IT-Komplexität reduziert und damit auch Kosten gesenkt werden können.
Die Unternehmensarchitektur erstellt ausgehend von den – durch die IT zu unterstützenden – Business-Fähigkeiten einen Bauplan des Unternehmens mit allen Elementen und deren Wechselwirkung. Dabei werden Prinzipien und Regeln angewandt, die eine Konsistenz in der Architektur auch über einen längeren Zeitraum sicherstellen. Erprobte Methoden helfen Unternehmen und öffentlicher Hand mit der Unternehmens-architektur eine Neuausrichtung an den Businesszielen zu erreichen.
In den USA wurde Unternehmensarchitektur mit dem Clinger–Cohen Act bereits Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts für die öffentliche Hand vorgeschrieben. Ministerien bekommen seitdem nur Budget-Freigaben, wenn ein Unternehmensarchitektur-Plan für die nächste Periode vorgelegt werden kann. Dadurch ist es den Behörden möglich trotz sinkender Budgets und steigender Kosten Ihre Fähigkeiten weiter zu entwickeln und den Service für die Bürger zu verbessern.
Die IT hat über viele Jahre immer größere Bedeutung gewonnen. Neue Geschäftsfunktionen wurden dazu entwickelt, vernetzte Anwendungslandschaften wurden erweitert. In vielen Fällen ist dadurch der Komplexitätsgrad stark gewachsen und Redundanzen sind entstanden. In einer Studie wurden z. B. in einem Fertigungsbetrieb 29 Auftragserfassungssysteme, in einem Pharma-Unternehmen 18 Inventarmanagementsysteme festgestellt. Die RWTH Aachen hat z.B. bei einem Telekommunikationsunternehmen 103 Anwendungen identifiziert. Änderungen an einer Anwendung zogen notwendige Änderungen an mehr als 25 % der übrigen Anwendungen nach sich.
Unternehmensarchitektur ist eine Möglichkeit diese Komplexität zu analysieren und zu reduzieren, um mehr Agilität und Flexibilität zu gewinnen und so besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet zu sein.
Zu einem Quasi-Standard zur Entwicklung einer Unternehmensarchitektur hat sich dabei TOGAF (The Open Group Architecture Framework) entwickelt. Bei dieser Methodik werden ausgehend vom Business die Anforderungen an die Informationsarchitektur (Daten und Anwendungen) und die Technologiearchitektur (Infrastruktur) ermittelt. Damit wird ein Bauplan für das Gesamtunternehmen geschaffen, der dann entsprechend durch Strukturierung des Business, Beschaffung und Entwicklung von Lösungen umgesetzt werden kann.
Die Aufgabe der Unternehmensarchitektur zielt darauf ab, Verbesserungen in den genannten Ebenen der Architektur zu initiieren und umzusetzen. Dabei ist der ganzheitliche an den Unternehmenszielen ausgerichtete Ansatz ein wesentlicher Aspekt. Die organisatorische Verankerung ist ein ausschlaggebendes Element, um den Erfolg der Unternehmensarchitektur zu gewährleisten.
Eine Zuordnung zur IT kann dabei zu einer technologielastigen Herangehensweise führen, die den Geschäftsnutzen aus dem Fokus verliert. Unternehmensarchitektur ist eine Management-Aufgabe, da es hier um die Umsetzung der Business-Strategie und der Business-Ziele geht. Eine direkte Zuordnung zur Geschäftsführung oder zumindest zu dem Business Bereich ist sicher erfolgsversprechender.
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Das Seminar findet regelmäßig in unserem Trainingszentrum in Hamburg statt.